Da mich gerade wieder das ÖDLAND-Fieber gepackt hat, möchte ich diese Woche den vierten Teil der Reihe vorstellen. ÖDLAND – Viktoriastadt ist der vorletzte Teil der ÖDLAND-Pentalogie. Der fünfte und letzte Teil wird voraussichtlich im nächsten Frühjahr erscheinen. (Falls Du die Reihe noch nicht kennen solltest, findest Du hier Rezensionen zu den vorhergehenden Teilen: 1, 2, 3, Interview)
Weil ich es bis jetzt noch nirgends ausdrücklich erwähnt habe, möchte ich an dieser Stelle auf die fabelhafte Arbeit, das Coverdesign, von Colin M. Winkler eingehen. Bücher, vor allem gut gestaltete Bücher, sind für mich wie kleine Schätze. Man könnte sogar sagen, ich bin bibliophil. Gefällt mir das Aussehen einer Ausgabe besonders gut, stelle ich mir das Buch auch gern doppelt ins Bücherregal. Aber ich schweife vom Thema ab: das hervorragend gelungene Cover von Viktoriastadt.
Auf den ersten Blick sehen wir nur ein Mädchen, das mit Kreide einen Stern auf den Boden malt. Der Fernsehturm im Hintergrund verrät den Handlungsort des vierten Teils, unter ihm die Ruinen der wohl bekannten Stadt. Schauen wir noch genauer hin, tauchen rechts und links in den Schatten kleine Gesichter auf, die uns mit blitzenden Augen misstrauisch beobachten. Nur, wer genau hinsieht, kann die Unsichtbaren entdecken. An den Wänden hängen Strichmännchen aus Kreide, Spielzeug sitzt (wie im Buch selbst) in den Ecken und hinterlässt so Hinweise, die nur die Kinder verstehen können. Ich bin begeistert von diesem, mit vielen Details versehenem, Cover. Für mich ist es eines der besten Buchcover 2018.
Wir sind die Unsichtbaren. Wer uns sieht, gehört zu uns.
Vor den Toren von Viktoriastadt
Mega hat es endlich geschafft, sie steht vor Viktoriastadts Toren. Doch es gibt ein Problem: Viktoriastadt nimmt keine Schwangeren auf. Mega wird zur Quarantäne in den Hort geschickt, wo man sich um sie „kümmern“ wird. Im Hort erfährt sie, von welcher „Krankheit„ jeder redet und wie man mit ihr verfährt. Um sich und ihr Kind zu schützen, ist sie gezwungen, zu fliehen. Die Unsichtbaren helfen ihr, sich in den Ruinen zu verstecken. Als der Tag der Geburt immer näher rückt, muss Mega eine Entscheidung treffen. Soll sie ihr Kind wirklich in den Ruinen, umgeben von wilden Hunden, zur Welt bringen?
Sie startet einen zweiten Versuch, Viktoriastadt zu betreten und endlich kommt sie an den Ort, zu dem sie vor so langer Zeit aufgebrochen ist. In Viktoriastadt gelangt etwas Licht in das Dunkel ihrer Vergangenheit. Sie erinnert sich an immer mehr Details, die sie jedoch bald lieber wieder in den Tiefen ihres Gedächtnisses vergraben möchte.
Unterdessen macht sich Mark mit einem neuen Prototypen des INDU auf den Weg. Er muss Mega finden, bevor ihr etwas zustößt. Schnell stolpert er über ein vollkommen neues Problem: die Bewohner des Kellers sind nicht mehr sicher, denn das Dritte Regiment weiß nun von ihrer Existenz und wird alles daran setzen, in den Keller einzudringen.
In der Ziegelfabrik halten Jan und Stellgar den zum Zerreißen dünnen Frieden vorerst aufrecht. Bis ein alter Bekannter auftaucht und eine beunruhigende Nachricht mit sich bringt…
Die Qualität einer Geschichte erkennen wir daran, wie sehr wir uns wünschen, dass sie wahr wäre, wie sehr wir in ihr leben möchten. Aber etwas zu glauben und sich etwas zu wünschen, sind zwei verschiedene Dinge.
21. Tag der Schande
Meine Meinung zu ÖDLAND – Viktoriastadt
Mit ÖDLAND-Der Keller (Erster Band der ÖDLAND-Saga) hat Christoph Zachariae die Messlatte schon sehr hoch angesetzt. Umso erstaunlicher ist es, dass sich seine Bücher, sowohl hinsichtlich des Schreibstils als auch inhaltlich, immer weiter verbessern. Viktoriastadt bildet das Sahnehäubchen auf der ÖDLAND-Torte.
Was mir an diesem Teil mit am besten gefallen hat, sind die Unsichtbaren. Diese geheimnisvollen Gestalten faszinierten mich vom ersten Moment an. Sie lassen sich, ebenso wie die anderen Charaktere im ÖDLAND, nicht in eine Schublade stecken. Nichts in dieser Welt ist nur weiß oder schwarz, nur gut oder schlecht. Jede Medaille hat zwei Seiten. Und genau diese Vielschichtigkeit der Charaktere ist es, die eine Geschichte erst interessant macht.
In diesem Teil erfahren wir endlich mehr zu Megas Vergangenheit und zum matriarchalischen Machtgefüge innerhalb Viktoriastadts. Es bleibt stets spannend, denn die ganze Zeit über fragt man sich, was die Schwestern wohl mit Mega anstellen werden, wenn sie herausfinden, dass und was für ein Kind Mega geboren hat.
Viktoriastadt ist eine mehr als gelungene Fortsetzung. Nun fehlt nur noch die Kirsche auf dem Sahnehäubchen.