Ein Buch schreiben – Die Phasen von der Idee bis zur Veröffentlichung

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Ein einsamer Autor an seinem Schreibtisch, ein Glas Rotwein neben sich. Das Mondlicht fällt auf die blassen Hände, die über der Tastatur schweben. Der Autor nippt noch einmal an seinem Glas und dann überfällt ihn DIE Idee! Wild beginnt er, drauf los zu tippen, schreibt und schreibt, bis der Morgen anbricht. Schließlich sinkt er in seinem Stuhl zurück und schaut auf das Meisterwerk, das in der letzten Nacht aus seinen Fingern gesprudelt kam. Die Welt ist begeistert, er landet den Bestseller des Jahres. 

Du wirst vielleicht lachen, aber in vielen Köpfen ist genau diese Vorstellung vom Schreiben tief verankert. Ein paar Dialoge, die ich in den letzten Wochen geführt habe, liefen so ab:

„Ja, wann ist denn dein Buch fertig?“
„Ich denke, im Januar habe ich die erste Fassung geschafft.“
„Echt? Darf ich es dann lesen?“

Ähm, nein.

Die erste Fassung sollte nur der Verfasser selbst zu Gesicht bekommen. Alles andere könnte für beide Seiten peinlich werden. Dass hinter einem Buch mehr steckt, als das reine „Runterschreiben“ ist den meisten nicht bewusst. Welche Phasen es geben kann und was ich darüber auf dem Weg zum eigenen Buch bis jetzt gelernt habe, erfährst du in diesem Beitrag. Dabei sei natürlich erwähnt, dass alle Schreibenden ihre eigenen Wege und Methoden verfolgen. Im Kern lassen sich die folgenden Phasen jedoch bei der Arbeit von vielen finden.

1. Die Idee

Am Anfang steht eine Idee. Eine Idee, die den Schreiberling (w/m/d) nicht mehr los lässt. Er denkt ständig an sie und irgendwann muss er einsehen, dass es diese Idee ist, die er ausbauen und zu einer Geschichte machen will. Aber eine Idee allein reicht bei weitem noch nicht für ein ganzes Buch. Also heißt es jetzt: Brainstorming und (weitere) Ideensuche

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2. Recherche

Je nachdem, wo und wann die Geschichte spielen soll, braucht der Schreiberling ein bestimmtes Grundwissen. Wie sahen die Kleider im 18. Jahrhundert aus? Was haben die Menschen im Mittelalter gemacht, wenn sie eine Wunde hatten? Wie funktioniert die Stromversorgung in Deutschland? Wie lässt man eine Leiche möglichst spurlos verschwinden? Solche Fragen können für die Handlung eine wichtige Rolle spielen und sollten unbedingt geklärt werden, um Logikfehler zu vermeiden. Vorsicht! Oft neigen AutorInnen dazu, die ganzen Informationen, die sie sich wochenlang angelesen haben, irgendwie in den Text zu quetschen. Schließlich sind sie Stolz darauf, was sie alles gelernt haben. Aber es gibt nichts Langweiligeres für Lesende als seitenlangen Infodump. Die Kunst ist es, die Infos an den passenden Stellen geschickt in den Text einfließen zu lassen.

3. Plot- und Figurenerstellung 

Ein Plot ist das Handlungsgerüst für einen Roman. In ihm finden sich die zumindest die gröbsten Eckpunkte der Geschichte. Wo beginnt sie? Was passiert im Mittelteil? Wie soll sie enden? Je nachdem, ob in unserem Beispiel der Autor eher ein Bauchschreiber oder ein Plotter ist, kann dieses Handlungsgerüst unterschiedlich detailliert ausgearbeitet sein.

Bauchschreiber wollen ihre Geschichte erst beim Schreiben entdecken. Sie fühlen sich durch einen vorgeschriebenen Plot eingeengt und schwören darauf, dass ihnen nur so die besten Ideen kommen. Die meisten, denen ich bis jetzt begegnet bin, legen sich aber zumindest eine grobe Struktur an. Das heißt, sie wissen, wie die Geschichte startet, wo sie ihren Höhepunkt findet und wohin sie führen soll. Oft haben selbst diese Autoren noch ein Paar Zwischenhalte, auf die sie zusteuern, auch wenn der Rest des Romans erst nach und nach entsteht. 

Der strikte Plotter schreibt sich seine Geschichte stichpunktartig auf, um nicht irgendwann in der Luft zu hängen und nicht zu wissen, wie es weitergehen soll. Beide Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. Jede/r muss sich für sich herausfinden, was funktioniert. Bauchschreiber und Plotter haben zumindest eine Sache gemeinsam: Sie arbeiten sich vom Groben zum Feinen vor. 

Unter Autoren ist es immer noch ein beliebtes Diskussionsthema, was denn nun zuerst entwickelt werden soll. Erst die Geschichte, dann die Figuren? Oder doch erst die Figuren und dann der Plot? Sicher ist, dass das eine ohne das andere nicht funktioniert. Genauso gut könnte man fragen: Was war zuerst da? Das Huhn oder das Ei? Wer Plot und Figuren parallel entwickelt, kann besser einschätzen, wo eventuell noch Nebenfiguren gebraucht werden und wo sie überflüssig sind. 

4. Die erste Fassung

Die böse erste Fassung. Sie kann hart sein, sie kann einen regelrecht zur Weißglut treiben und doch ist es nur die erste Fassung. Was ich damit sagen will: Die erste Fassung ist wohl bei niemandem perfekt. Sie ist nur das Rohmaterial. Erst mit der Überarbeitung gewinnt der Text an Qualität. 

Zum Schreiben der ersten Fassung eignet sich übrigens der NaNoWriMo hervorragend, weil du während dieser Zeit Deinen inneren Kritiker aussperren musst, um voranzukommen.

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5. Tee trinken

Japp, richtig gelesen. Um Abstand zum eigenen Text zu bekommen, sollte er mindestens ein bis zwei Wochen liegen bleiben. Danach geht es weiter mit der:

6. Überarbeitung  

Nachdem der Text sich eine Weile ausruhen durfte, kann es endlich weitergehen. Beim ersten Lesen reicht es vollkommen aus, sich zunächst die größten Baustellen zu markieren. Was muss eventuell neu geschrieben werden? Wo gibt es größere Logikfehler, die bei Änderung Auswirkung auf die restliche Handlung haben? Auch hier heißt es wieder: vom Groben zum Feinen. Es macht wenig Sinn den Anfang auf Hochglanz zu polieren, nur um dann später festzustellen, dass er nicht zum Ende passt und noch einmal komplett umgeschrieben werden muss. 

7. Testleser und Lektorat

Nach mehreren Überarbeitungen kennt der Autor seinen Text vermutlich schon in- und auswendig und könnte ihn im Schlaf und rückwärts erzählen. Umso wichtiger ist es nun, sich eine Meinung von außen einzuholen. Familie und Freunde sind zwar naheliegend, oft betrachten sie den Text jedoch nicht kritisch genug. Andere (befreundete) AutorInnen, die im gleichen Genre schreiben, sind da die bessere Wahl.

Entweder zeitgleich oder nach erneuter Überarbeitung sollte sich unser Schreiberling ebenfalls überlegen, den Text einem Lektor/einer Lektorin in die Hände zu geben. Diese/r achtet noch einmal auf ganz andere Dinge als die Testleser/in. 

8. Korrektorat und der Feinschliff

Niemand möchte einen Text lesen, der vor Rechtschreib- und Grammatikfehlern nur so überquillt. Deswegen ist es umso wichtiger, seinen Text auf Herz und Nieren zu korrigieren. Oft hilft es, ihn laut zu lesen, um seltsame Satzstellungen ausfindig zu machen. Natürlich kann hierzu auch Hilfe in Anspruch genommen werden. Ein Korrektorat kostet zwar Geld, wertet den Text aber um einiges auf. 

9. Covergestaltung und Marketing

Je nachdem, ob man sich als Autor für Selfpublishing oder einen Verlag entscheidet, sollte man sich spätestens jetzt Gedanken zu dem Cover und Marketing machen. Marketing klingt zwar abschreckend, aber bedenke: jedes noch so gute Buch wird nicht gelesen, wenn niemand davon weiß.

10. Veröffentlichung/ Verlag anschreiben

Als Selfpublisher ist jetzt der große Moment gekommen. Die Geschichte erblickt das Licht der Welt!

Variante Verlag: Zunächst gilt es erstmal einen Verlag zu finden, der zu der Geschichte passt. Was alles zu dem Anschreiben gehört, werde ich vielleicht in einem zukünftigen Artikel erklären. 

Egal, wofür du dich entscheidest, du hast es geschafft! Du hast ein Buch geschrieben!

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P.S.: Dieser Artikel dient als grober Überblick über die Phasen, die es bis zu einem fertigen Buch benötigt. Natürlich gibt es noch viel mehr, was beachtet und geplant werden will, aber das würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Wer weiß, vielleicht gibt es zu dem Thema bald noch mehr. 😉

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